Kapitel 10
Die 900-mm-Bahnen im Bilde
- ab den Pegnitzbrücken bis zur Hauptdeponie
Wir stehen wieder an der Abzweigweiche der Strecke nach Wöhrd, und
folgen nun dem Stammgleis in Richtung Fischbach. In den Aufnahmen von Charles Louis
Bandy sieht man direkt vor einer der Pegnitzbrücken eine Ausweiche,
interessanterweise wird diese allerdings in den bekannten Planausschnitten
nicht berücksichtigt.
In den Aufnahmen von Carles Louis Bandy sieht man direkt vor einer der
Pegnitzbrücken eine Ausweiche, interessanterweise wird diese allerdings in den
bekannten Planausschnitten nicht berücksichtigt. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Über die Pegnitzbrücke 1 gesehen, ist eine stadteinwärts fahrende Lok
gerade links an dem wartenden Zug nach Fischbach vorbei gefahren. Daher ist
sicher bewiesen, dass die Ausweiche bis zur Brücke reichte. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton
Pruissen
Offenbar in der Planungszeit hat man in den Stadtplan der "Stadt
der Reichsparteitage" Blatt 49 (Stand 1941, deswegen noch der Titel) mal
die Trasse angefangen einzuzeichnen, man sieht mit Bleistift gezeichnet, die nördliche
Pegnitzbrücke (bei mir Brücke 1) und den Bogen zum Wöhrder Talübergang. Quelle
Bild Stadtarchiv Nürnberg A 4/V Nr. 1079
Blick auf den heutigen Wöhrder Talübergang ungefähr von der Stelle wo
dereinst die Brücke 1 lag. Hier hat sich allerdings soviel verändert, dass man
dies nicht mal mehr ansatzweise ahnen kann.
Lassen wir noch mal die Ausschreibungsunterlagen (Stadtarchiv Nürnberg,
C 119, Nr. 16) sprechen: "Der Übergang über die Pegnitz erfolgt mit einem
seitens des Auftraggebers gestellten Pioniergerät (Kohnbrücke ohne Joche) von
30 m Länge. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Weiter heißt es in der Ausschreibung: "Im Anschluss an den Wöhrder
Talübergang ist eine Dammschüttung erforderlich, wobei die Kohnbrücke mit
bauseits gelieferten Trägerprofilen, den statischen Erfordernissen
entsprechend, um etwa 10 m verlängert wird. Der Gehsteig des Wöhrder Talübergangs (Brücke 2) ist bei Benutzung durch das Gleis abzustützen."
Hier sieht man die Lok auf dem Gehsteig des damaligen Wöhrder Talübergangs. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton
Pruissen
"Die Überführung über den südlichen Pegnitzarm erfolgt ebenfalls mittels bauseits gestellter Trägerprofile." Heute wirkt dieser Pegnitzarm
wie ein kleines harmloses Wässerchen . . .
Auch beim Blick auf den Kreuzungsbereich mit der Straßenbahn findet man
zunächst keinen Anhaltspunkt, wo hier die Kreuzung gelegen haben könnte.
Dazu muss man aber wissen, dass die Straßenbahn früher nicht zwei
90°-Kurven fuhr, sondern im 45°-Winkel quer, sodass dieser Standort schon fast
auf der (hier schon nicht mehr existierenden Trümmerbahntrasse liegt. Quelle
Bild Stadtarchiv Nürnberg A55 Nr. III-42-1-5
Nimmt man mit dem Wissen um den alten Straßenverlauf dann den originalen Plan der Firma Moll, sieht man, wie die Gleise vorgesehen waren. Quelle Bild
Stadtarchiv Nürnberg C7/VIII Nr 204_1
Und zur besseren Erkennbarkeit, die Trasse noch mal hervorgehoben. Quelle Bild Stadtarchiv Nürnberg C7/VIII Nr 204_1
Die heutige Dürrenhofunterführung lässt spätestens seit dem S-Bahnumbau
keine Gemeinsamkeiten mehr erkennen.
Das Gelände der alten Reiff-Brauerei, bzw. des Milchhofes erforderte
Verhandlungen mit der Reichsbahn, denn Teile des Geländes die nun für die
Trümmerbahn und zum Begradigen der Verkehrsführung geplant waren, waren vormals
nur von der Reichsbahn gepachtet worden. Interessant ist ferner, dass in diesem
Plan noch die Weichen der Straßenbahn nach Wöhrd eingezeichnet waren. Quelle
Stadtarchiv Nürnberg C7/VIII Nr. 204_3.
Auf diesem Abschnitt ereignete sich am 12.08.1950 eine Entgleisung, wodurch uns durch einen Presseartikel der Nürnberger Nachrichten auch ein Bild der Stelle erhalten blieb. Quelle: Nürnberger Nachrichten / Verlag Nürnberger Presse; Foto: Ulrich.
Die Dürrenhofunterführung sah einst dem Allersberger Tunnel nicht
unähnlich. In Linkslage geht es nun entlang der Dürrenhofstraße. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton
Pruissen
Trümmerbahnstrecke und Kamerastandort liegen heute noch auf dem Gehweg.
Schon am nächsten Straßenknick erreicht die Strecke die Regensburger
Straße, der sie von nun an durchgehend folgt. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Anhand der Fensteranordnung kann man die Hausnummer 35 noch heute
erkennen.
An der Ecke der Hainstraße triff die Mollbahn nun auf die Strecke der
Straßenbahn zum Dutzenteich. Nur warum sieht man die hier im Bild nicht?
Lösung: Deren Gleise lagen damals nicht genau in der Straßenmitte sondern etwas
südlicher. Aufnahme: Charles
Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Hier erlaubt der heutige Verkehr den Kamerastandort nicht mehr, sonst
stünde man mitten in der mittleren Fahrspur.
Die Schiebelok war hier immer noch am Zug. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Schon im Kapitel Kreuzungsvereinbarungen haben wir feststellen können,
dass es hier wohl diverse Probleme gab, weil die Pläne der Firma Moll nicht mit
denen der Verkehrsbetriebe zusammenpassten, letztlich gelang es aber dennoch
die Strecke zu verlegen. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Der Streifen zwischen Radweg und Fahrbahnkante gibt den früheren
Verlauf der Trümmerbahn wohl am ehesten wieder.
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Mit Triebwagen 876 könnte man die Ausrückszene der Straßenbahn heute noch
nachstellen, nur woher die Trümmerbahn nehmen? Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Am ehesten dürfte wohl diese Position mit der Bandys übereingestimmt
haben.
Unterwegs zwischen Scharrer- und Immelmannstraße. Hier zunächst der
Blick in Richtung Scharrerstraße. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Hier gibt es wenige Anhaltspunkte, um den Punkt exakt zu verorten, neue
Wohnriegel unterbrechen die Sichtachsen.
Und hier in Richtung Immelmannstraße. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Der vorletzte und letzte Wohnblock links leicht geschnitten, hier ist
es wieder eher zuordenbar. Während heute an der Fliegerstraße beide Straßenbahngleise in Richtung Dutzendteich und dort erneut in Richtung Doku-Zentrum abbiegen, gab es früher eine
große Einrichtungsschleife Fliegerstraße-Dutzendteich-Waldlust-Immelmannstraße.
Und so kommt es, dass die Trümmerbahn auch nach Unterqueren der
Bahngleise Bf Nürnberg-Dutzendteich-Nürnberg Hbf. bzw, Nürnberg-Dutzendteich-
Nürnberg Ost zumindest noch ein Straßenbahngleis neben sich hat. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton
Pruissen.
Tiefere Straßenlage und geänderte Straßenführung bedingt durch den
Ring, lassen das einst gelbliche, heute weiße Gebäude hinter der Bahn, nur noch
so sehen.
Während heute die Regensburger Straße zumindest in Richtung den DB-Anlagen
einseitig durchgehend bebaut ist, fuhr die Mollbahn ab hier schon in die
Einsamkeit des Waldes hinaus. Eine letzte Ausweiche, und der Betriebshof am
FCN-Gelände Valznerweiher lagen in diesem Abschnitt. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Die Ausweichen wurden auch fleißig genutzt, hier sind wir bei einer
Zugkreuzung dabei. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen.
Kaum war der letzte Wagen auf dem Herzstück, hat der Weichenwärter auch
schon die Weiche umgestellt. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Und schon rollt ein weiterer Trümmerexpress, ab jetzt ohne Schiebelok
seinem Ziel entgegen. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Kurz bevor heute von rechts die Breslauer Straße in die Regensburger Straße
mündete, bogen die Gleise in den Wald ab. Heute ein Waldweg entlang
Hochspannungsleitungen . . .
. . . war dies damals eine nicht nur für den Moll-Express ausgebaute
Zufahrt zum Schuttablagegelände. Die Tatsache, dass das Gebiet als
"Gelände der politischen Leiter" in den Akten bezeichnet wird, lässt die Befestigung im Rahmen des Baus des Reichsparteitaggeländes vermuten, es befand sich über dies aber in diesem Wald auch eine Justizvollzugsanstalt, das erklärt den ungewöhnlichen Zustand dieser Straße, wo heute keine mehr ist.
Breite und Straßenplatten sprechen jedenfalls aus meiner Sicht eher dagegen, dass dies erneut nur die Regensburger Straße ist, denn diese hatte ja
Kopfsteinpflaster. Charles
Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Der erste nach rechts abgehende Weg bringt uns zum Hauptabladeplatz auf
dem ehemaligen Gelände der politischen Leiter. Und jetzt können wir erstmalig
eine Trassenbegehung wie sonst machen.
Damit was nun folgt nachvollziehbar ist, eine unmaßstäbliche Skizze.
Wir folgen der ersten Abzweigung, laufen dann auf dem Trümmerberg um ein Gefühl für dessen Größe zu bekommen, und danach gehen wir zu den drei Dämmen und folgen
diesen jeweils.
Ob der Weg selbst die Trasse ist, oder die Bahn daneben fuhr, ist mir
nicht bekannt.
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Die Trasse steigt stetig.
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Und dann blicken wir seitlich auf die Flanken des bewaldeten
Deponiekörpers.
Ursprünglich war hier alles flach.
In der Beschüttungsphase. Aufnahme: Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen.
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Aufnahme: Charles Louis
Bandy, Archiv Ton Pruissen
Der westliche Ablagerungsschenkel. Hier steigen wir auf den Schuttberg.
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Hier stehen wir auf der originalen Bausubstanz Nürnbergs vor dem Krieg.
Zum Weg hin formt die Deponie ein großes Hufeisen, ähnlich den Rängen
eines Stadions.
Einzelne Ziegel zeigen noch, dass dies kein natürlicher Waldboden ist.
Weiter hinten auf dem Hufeisen.
Bloß nicht abrutschen.
Und immer wieder der Fingerzeig, dass hier Nürnberg begraben liegt.
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Der helle Strich ist der Weg, den wir kamen, weit unter uns.
Natürlich ist es hier nicht möglich einzelne Bilder den historischen
Aufnahmen zuzuordnen. Aufnahme:
Charles Louis Bandy, Archiv Ton Pruissen
Blick den Hang hinunter auf den "echten" Waldboden.
6.500.000 Kubikmeter werden hier fühlbar.
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Steine die man beim Wiederaufbau doch nicht mehr benötigte.
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Legt der Wind hier mal einen Baum um, sieht man, worin die Bäume hier
wurzeln.
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Bizarr sehen manche Bäume aus, wer weiß welche "leckeren"
Zutaten dieser Grund den Pflanzen bietet.
Und immer wieder der Hinweis, dass dies kein gewöhnlicher Wald ist.
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Immer wieder aufs neue beeindruckend und erschreckend, wie hoch sich das
hier türmt.
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Und wieder ranken Pflanzen aus den Boden, von denen man sich fragt, ob
die hier hergehören, oder ob deren Anwesenheit dem Material geschuldet ist, auf
dem sie wachsen.
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Je weiter man sich der Regensburger Straße nähert, um so mehr nimmt die
Mächtigkeit der Deponie wieder ab.
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Passend für einen so grausligen Ort.
Der Waldweg der im flachen Winkel von der Regensburger Straße abzweigt ist
dann so gut wie ebenerdig zu erreichen.
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Auf dem westlichen Schenkel wieder unterwegs zum Ausgangspunkt. Noch
ist der Weg zu tief um herunter zu kommen.
Von unten ahnt man es kaum, was dies ist.
Aber es gab noch ein zweites geplantes Beschüttungsgebiet, und dieses
besuchen wird jetzt.
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