Dem Mysterium auf der Spur

Viele Vermutungen, Rätsel und Unklarheiten bereitet sie vielen, einige leugnen sie, andere, sprechen von

Geisterbahnhöfen und Bauvorleistungen – was ist dran am Mythos U4?

Schon recht früh in der Geschichte der U-Bahn wurde die dritte Stammlinie kommuniziert, bereits im Heft 4 der „U-Bahn Nürnberg“, herausgegeben zur Eröffnung Bauernfeindstraße-Frankenstraße 1974, fand sich die Karte des geplanten Gesamtnetzes incl. der alten U3, die heute als U4 bezeichnet wird (wie es dazu kam siehe später):



Im groben war also folgender Verlauf vorgesehen: Am Tiergarten an der Ecke der Bingstraße sollte die Linie ihren Ausgangspunkt erhalten, von dort über Zerzabelshof (mit zwei Bahnhöfen) zum heutigen S-Bahnhof Dutzendteich (S2) verlaufen, dann in Richtung Meistersingerhalle (damals als großer Event-Veranstaltungsort sehr gefragt) abbiegen - anbei die Tramstrecken zum Dutzendteich (heutige Linie 6), Luitpolthain (Linie 9) und Bayernstraße (Linie 7) ersetzen – über die Schweiggerstraße zum Umsteigebahnhof Aufsessplatz gealngen und von dort aus weiter in Richtung Landgrabenstraße führen. Dort hätte als weitere Strecke eine U31 (heute entsprechend U41) aus Richtung Gibitzenhof /Werderau einfädeln können, bevor dann beide Strecken in einer eigenen Fahrebene den Plärrer erreichen würden. Über einen Bahnhof am Haller Tor (ab Mitte der 80er Jahre stattdessen zwei Bahnhöfe Kleinweidenmühle und St. Johannis) sollte der Friedrich Ebert-Platz erreicht werden und die Tram zum Westfriedhof und nach Thon ersetzt werden. Während die U31 nun der Tram weiter in Richtung Thon unterhalb der B4 folgen sollte, hätte die U3 über Klinikum Nord – Nordwestring nach Wetzendorf fahren sollen, wo eine weitere Hochhausstadt alla Langwasser entstehen sollte. Sie hätte 12,4km lang werden und dabei 18 Stationen bedienen sollen (ohne Gibitzenhof- und Thoner Abzweig)

An der Realisierung bestanden eigentlich nie Zweifel, und so wurde an einigen Stellen Vorleistungen erbracht, um den späteren Einbau zu ermöglichen, wo diese sind, und wie sie aussehen, siehe später.

Wieso heißt sie heute anders?

„Schuld“ daran ist Sparsamkeit bei der U2 (damals als Stein-Flughafen) geplant. Ursprünglich sollte diese Linie ab Nordostbahnhof die Trasse, der bis dahin schon als stillgelegt vermuteten Gräfenbergbahn nutzen. Nachdem 1986 - gerade noch „rechtzeitig“ vor Start des VGN - die Biberttalbahn die Stilllegung ereilt hatte, war die Gräfenbergbahn die logisch nächste, zumal sie noch das Manko hatte, dass eine Bahnfahrt am Nordostbahnhof endete und von dort, um zu den anderen DB-Zügen zu kommen, erst noch ein Straßenbahnticket erforderlich war. Aber dann kam es anders: Die Anwohner kämpfen um ihre Bahn, sie fährt heute noch, und die U2 konnte nicht auf deren Trasse und musste umgeplant werden.

Der Bahnhof Herrnhütte (er hätte ursprünglich unter der Brücke der Äußeren Bayreuther Straße (B2) über die Gräfenbergbahn gelegen) wanderte in den Bereich zwischen Martinstraße und Jungermannstraße, der U-Bahn Ziegelstein wanderte vom Bü Bierweg (Gräfenbergbahn Streckenkilometer 1,965) zur Position zwischen den Tram-Haltestellen „Fritz-Munkert-Platz“ (vormals Königsberger Weg, heute Bus-Hst. Ziegelstein Süd) und Ziegelstein (heute Ziegelstein Nord). Gleichzeitig verlief nun die gesamte Trasse weiter südlich als geplant, eine teilweise oberirdische Streckenführung zum Flughafen wurde unmöglich. Die Stadt Nürnberg, durch zusätzliche Verpflichtungen beim S-Bahnbau ohnehin belastet, wollte die 10% Stadtanteil (immerhin 18,6 Mio. DM) nicht mehr alleine aufbringen, die Flughafen GmbH bezahlte daraufhin die U-Bahn im Abschnitt Ziegelstein bis Flughafen, aber man musste nun eingleisig bauen, um für die lange Strecke die Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden. Da man bei 2,833m Streckenlänge (größtenteils eingleisig) nun nicht jeden Zug zum Flughafen schicken konnte, musste das Liniensignal U21 wieder ausgegraben werden.

Man hatte es einst für die werktäglichen Züge Schweinau (später Röthenbach) – Innenstadt – Langwasser verwendet, und ab 1997 auch für zwei morgendliche Sonderfahrten HBF - Nordostbahnhof. Diese Signal war eigentlich für eine Linie vorgesehen, die von der U2 abzweigen sollte, musste jetzt aber für nicht durchlaufende Züge der Relation Röthenbach – Ziegelstein herhalten. Eigentlich hätte es für die Linie gelten sollen, für die beim Bau der U2 am Rathenauplatz und an der Rothenburger Straße Tunnelaufweitungen mitgebaut wurden. Die Linie hätte entweder Ziegelstein - Zirndorf fahren sollen (siehe U-Bahn Nürnberg Heft 14 Fotomontage), oder ab Rathenauplatz in Richtung Nordstadt (z.B. zum Nordbahnhof oder auch Friedrich-Ebert-Platz) oder Richtung Erlenstegen (drei Abzweigungen am Rathenauplatz ähnlich Berlin Wittenbergplatz schloss man aber von vornherein aus). In jeden Fall sollte sie aber das Teilstück Rothenburger Str. – Sündersbühl – Gustav-Adolf-Str. fahren.

Als man sich zum Bau der Abzweiglinie von der U2 entschloss, musste man ihr nun das Liniensignal zuweisen, das eigentlich für die dritte Stammstrecke reserviert war: U3. Die Linie die also jetzt mit automatische Züge im Fahrgastbetrieb steht wird, ist eigentlich die ursprüngliche U21. Jene neue U3 hat mit der dritten Stammlinie nur eine kleine Gemeinsamkeit: Die Bahnhöfe Friedrich-Ebert-Platz (im Bau), Klinikum Nord und Nordwestring waren für beide vorgesehen. Da die Hochhausstadt Wetzendorf nichts wurde, wird für die neue U3 am Nordwestring allerdings Endstation sein.

Konsequenzen für die dritte Stammstrecke

Zunächst bedeutete das schlicht die Umbenennung in U4. Aber auch der Abschnitt Friedrich-Ebert-Platz – Wetzendorf war nun nicht mehr nötig. Statt das am Friedrich-Ebert-Platz ein Verzweigungsbahnhof entstünde, benötigt man nun einen Turmbahnhof, denn der U4 wurde der Verlauf der U31 zugewiesen. U4 Tiergarten – Thon: einigen Bahnfreunden ist das ein Begriff, aber was man für diese Linie bisher getan hat, das ist wenigen bekannt. Sie geriet auch in Vergessenheit, da es einen Stadtratsbeschluss gab, diese Linie zunächst zurückzustellen. Die Auslegung dieses Beschlusses war unterschiedlich, während die einen das als Sieg der Tram feierten, und den Bau der U4 für verweigert ansahen, sagte man in anderen Kreisen aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

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AUFSESSPLATZ


Schon auf der Fahrt von Maffeiplatz nach Aufseßplatz findet man einen augenfälligen Fingerzeig auf die U4: Nach der Doppelkreuzung weitet sich in Fahrtrichtung Fürth gesehen rechts die Tunnelwand, ein eingleisiger Tunnel scheint abzuzweigen. In ihm hat aber noch nie ein Gleis gelegen, und er endet bereits nach wenigen Metern: Siehe Skizze (Die Säulenanordung ist nur sinngemäß zu verstehen, da ich die Säulen nicht gezählt habe).:

 

Leider ist es sehr schwierig, Bilder von dem Abzweigtunnel zu erstellen. Hier eines aus einem fahrenden Zug:

 

Ein Bild von der Baugrube:

 

So sah der Abzweig unmittelbar nach der Fertigstellung aus:

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Dieser Abzweig findet sich auch ein den offiziellen Karten wieder (Lila Text von mir eingefügt):



Kurioses am Rande: Zeitweilig sollte dieses Verbindungsgleis in Richtung Plärrer in die U4 einfädeln, was ein Unterqueren der U1 erforderlich gemacht hätte. Notwendig war dies u.a dadurch das zeitweise am Plärrer eine Verbindung von der U2 zur U4 geplant war, die in Richtung Norden in die U4 gemündet hätte, und ermöglichen sollte, zuerst den Abschnitt Plärrer - Wetzendorf bauen zu können. Das beide Abzweige in derselben Richtung münden, war erforderlich, damit es zu keinen  Dreiecksfahrten kommen kann, bei denen die Fahrzeuge dann gewendet würden. Zwar sind die Wagenkupplungen symmetrisch und folglich wäre es auch möglich, die Wagen vorwärts und rückwärts zu kuppeln aber die Übertürpläne der U-Bahnzüge würden dann nicht mehr stimmen (!). Daher änderte man kurzerhand dann die Einfädelung ab. Mit dem Scheitern der Hochhausstadt Wetzendorf durch einen Bürgerentscheid wurde der zweite Abzweig am Plärrer verworfen, auch der Kopernikus-Abzweig konnte nun auf einfachen Wege in die U3 geführt werden.

 

Was sieht man nun aber am Bahnhof selbst?:

^ Im Verteilergeschoss entstand an der Stelle, an der sich der Abgang zur U4 befände ein Laden (derzeit „Schmuck EVA“) Hinter der Rückwand dieses Ladens läge erst der Ansatzpunkt der Treppe, d.h es existiert noch keine Stufe der künftigen Treppe.

^ Mit U4 sähe das ganze vielleicht so aus (Ansatzpunkt der Treppen in Wirklichkeit etwas weiter hinten)

^ Der Bahnsteig der U1. Der der U4 dürfte wohl relativ ähnlich geplant gewesen sein, die orange Farbe ist für Umsteigebahnhöfe ja obligatorisch. Rechts neben den im Hintergrund sichtbaren Rolltreppen befindet sich eine herausnehmbare Wand:


 


^ Hinter ihr ist der Boden genau wie der Bahnsteigboden gefließt, auch die Wandfließung geht noch weiter.


^ Die Betriebsräume sind auf einer Bodenplatte, die zur Hälfte herausnehmbar ist.


^ Ungefähr so kann man sich das vorstellen, allerdings müsste man schon vorher einige Stufen heruntersteigen, bevor man um die Kurve geht.


^ Hier noch mal in einer Skizze in 3D-wie man sich den Übergang U1-U4 vorstellen könnte.

^ Im Modell des U-Bahnhof Aufseßplatz sind beide Ebenen ebenfalls dargestellt.


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